Heute möchte ich euch ein bisschen über mich und meine Umstellung zur veganen Ernährung erzählen.
Erst einmal: Ich bin absolut glücklich mit dieser Entscheidung und kann mir aktuell keine bessere Ernährungs- und Lebensweise vorstellen. Ich bin 26 Jahre jung und dankbar für alle Denkanstöße, Impulse und lieben Menschen, die mich auf diesen Weg gebracht und mich dazu inspiriert haben, meine eigenen Werte zu entwickeln und die „Normen“ zu hinterfragen. Und damit sind wir auch schon mitten im Thema.
Warum vegan?
Ich habe mich vor allem aus ethischen Gründen für die vegane Ernährung entschieden – das heißt, es passt für mich nicht mehr zusammen, Tiere zu lieben und gleichzeitig zu quälen, zu töten und zu essen. Das klingt hart, aber leider unterstützen wir mit unserem Konsum ja immer auch das Produkt und die Prozesse dahinter. Für mich persönlich macht es dann auch keinen Unterschied, ob das Tier vorher ein glückliches Leben hatte. Natürlich möchte man eher gutes Biofleisch essen, als Fleisch aus Massentierhaltung. Doch könnte ich es heute nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren, wenn ein glückliches Tier für mich sterben müsste. Es hätte einfach weiter glücklich leben können. Warum ist das Leben der Tiere nicht genauso viel wert, wie unser Leben?
Neben den ethischen, sind natürlich auch die gesundheitlichen und ökologischen Gründe von Bedeutung. Ich habe zu Anfang beispielsweise die Doku „what the health“ geschaut. Die mich teilweise schon fast schockiert hat. Es geht dort um die gesundheitlichen Aspekte bei einer pflanzlichen bzw. bei einer Mischkost Ernährung. Wusstest du, dass rotes und verarbeitetes Fleisch laut Weltgesundheitsorganisation das Krebsrisiko steigert? Und wusstest du auch, dass eine pflanzliche Ernährung beispielsweise Übergewicht, Diabetes und Herzkrankheiten vorbeugen bzw. therapieren kann? Natürlich haben dann auch solche Eindrücke meine Entscheidung zu vegan mit beeinflusst. Die ökologischen Gründe kamen erst etwas später für mich dazu, denn ich bin von dem Thema Veganismus dann erst auch auf das wichtige Thema Nachhaltigkeit gestoßen.
Mein Einstieg in die vegane Ernährung
Bevor ich vor sechs Monaten komplett vegan geworden bin, habe ich schon mehr als ein Jahr vegetarisch gelebt. Auch diese Entscheidung natürlich aus ethischen Gründen, welche damals spontan beim Einkaufen gefallen ist, als ich ganz selbstverständlich zu einer Packung Salami greifen wollte. Tiere lieben, aber Fleisch essen? Das passt für mich nicht mehr zusammen und das fiel mir im Supermarkt plötzlich wie Schuppen von den Augen. Wo ist der Unterschied zwischen Haustieren und anderen Tieren, wie sogenannten „Nutztieren“? Es gibt keinen. Es sind alles Tiere. Sie haben alle ein Leben. Sie empfinden alle Liebe und Schmerz. Ich kann ein Kälbchen doch draußen auf dem Feld nicht süß finden und streicheln und ihm gleichzeitig seine Muttermilch wegtrinken. Ich kaufte die Salami nicht und wollte einfach mal ausprobieren, wie lange ich es schaffe, ohne Fleisch aus zukommen. Dies war tatsächlich nicht sonderlich schwer. Bis heute vermisse ich Fleisch gar nicht.
Ich habe mich dann immer mehr mit dem Thema Veganismus beschäftigt und auch kurz, nachdem ich Fleisch weggelassen habe, angefangen, auf vegan umzustellen. Zu Hause ist mir das bis auf wenige Ausnahme auch gut gelungen. Unterwegs und auf der Arbeit habe ich mich aber noch vegetarisch ernährt.
Neues Jahr, neues Glück. Im Januar dieses Jahres habe ich dann das Experiment „Ein Monat vegan“ gestartet und bin dabei geblieben. Das Schwierigste an der Umstellung war, auf der Arbeit satt zu werden. In der ersten Woche schaffte ich es noch, mich zu motivieren, zu Hause Essen für die Arbeit vorzubereiten. Von Woche zu Woche sank dann aber meine Motivation rapide ab. Nun habe ich großes Glück, dass unser lieber Koch auf der Arbeit immer vegane Alternativen für mich parat hat. (Wir sind übrigens ein vegetarischer Kindergarten). So ist nun auch die größte Schwierigkeit genommen.
Gesundheitliche Veränderungen?
Erst einmal: Vegane Ernährung heißt nicht gleich gesunde Ernährung. Beispielsweise sind Zucker und pflanzliche Fette auch vegan. Es kommt also immer auf die Abwechslung an, bei vegan genauso, wie bei anderen Ernährungsformen. Viele Menschen, die auf eine pflanzliche Ernährung umgestiegen sind, berichten jedoch von positiven gesundheitlichen Veränderungen. Tatsächlich muss ich an dieser Stelle passen, was nicht bedeutet, dass ich in der Regel krank im Bett liege und regelmäßig zum Arzt gehe. Ich denke, ich habe einen „normalen“ Gesundheitszustand. In den letzten Wochen und Monaten habe ich ein paar Kilos zugenommen. Für mich ist das absolut positiv. Natürlich liegt das Zunehmen bei mir nicht an den pflanzlichen Lebensmitteln, sondern eher daran, dass ich viel öfter und ausgeglichener esse. Pflanzliche Lebensmittel sind in der Regel leichter verdaubar und liegen nicht so schwer im Magen, sodass ich über den Tag verteilt vier bis fünf Mahlzeiten zu mir nehme. Darunter auch, nicht täglich, der kleine Zwischendurch – Snack, der auch Süßspeisen beinhaltet. Jedoch gab es den bei mir schon immer, nur jetzt ausschließlich pflanzlich und in Maßen, nicht in Massen. Insgesamt ernähre ich mich ausgeglichen, bunt und gesund. Ich glaube, dass sich der Körper durch richtige Ernährung und Sport immer das nimmt, was er gerade braucht.
Was ich als Veganerin vermisse
Tatsächlich vermisse ich (bis jetzt) keine konkreten Lebensmittel. Viel mehr vermisse ich es, dass man sich nicht mal eben schnell um die Ecke etwas zu essen holen kann, wie Pizza, Kuchen, Eis etc. Als Veganer*in muss man seine Mahlzeiten, z. B. bei Unternehmungen, Ausflügen, Treffen mit Anderen, sehr genau planen. Am einfachsten ist es natürlich immer sein Essen selbst mitzunehmen oder man muss sich im Vorfeld informieren, ob das gewünschte Café, Restaurant etc. vegane Speisen und Getränke anbietet. Ein trockenes Brötchen bei dem Bäcker um die Ecke geht natürlich im Hungernotfall auch ;- ) Letztendlich weiß ich, wofür ich es tue und auch dieses Hindernis ist nicht weltzerbrechend.
In Düsseldorf lebt es sich doch um einiges leichter vegan, als z. B. in meiner Heimat, in ländlicher Kleinstadt. Wenn ich aus der Kita komme, sind es nur wenige Hundert Meter zur nächsten Eisdiele, die auch veganes Eis anbieten (inklusive veganer Eiswaffel). Ein zehnminütiger Spaziergang und ich stehe vor einem veganen Restaurant, was aktuell zu meinen liebsten gehört. Und wenn ich die Straße hinab laufe, komme ich noch an einigen Einkehrmöglichkeiten vorbei, die zumindest vereinzelt vegane Speisen oder Kaffee mit Milchalternativen anbieten.
Wenn ich in meiner Heimat beim Bäcker bin und frage, ob sie auch veganen Kuchen haben, bekomme ich zur Antwort:“ Was heißt das? Ohne Ei oder was?“ Siehe, das Stadtleben hat auch echte Vorteile. Es ist zumindest in manchen Stadtteilen dann doch viel einfacher, spontan an etwas zu Essen zu kommen. Auch die Lieferdienste in Düsseldorf sind da viel weiter vorne.
Vegane Ernährung und das soziales Umfeld
Das soziale Umfeld kann ein weiteres Hindernis sein – so war es bei mir. Leider verstehen Menschen, die sich nicht genau so intensiv mit dem Thema befassen, wie man selbst, oft nicht die eigenen Ansichten und Werte. Das ist selbstverständlich, vor allem, wenn man jahrelang mit der Nutztiergesellschaft gelebt, es als „normal“ empfunden, und nie diese Situationen, Zustände und Abläufe hinterfragt hat. Lange ging es mir ganz genauso, man ist halt so aufgewachsen und noch dazu schmeckt es einfach gut. Oft gibt es dann Vorurteile, Bedenken und Kritik, die ohne nachzudenken, formuliert werden. Die Frage nach dem „Warum?“ bleibt jedoch leider oft aus. Eine der häufigsten Fragen: Und wo bekommst du dann deine Proteine her? Hier lässt es sich mit einer Gegenfrage antworten: Wo bekommen die Tiere denn ihre Proteine her? Ein Impuls zum Nachdenken. Oft beruhen die Bedenken auf gesundheitlicher Ebene. Aber wusstest du, dass du mit einer pflanzlichen Ernährung alle wichtigen Nährstoffe abdecken kannst? Hinzu kommt, ich würde behaupten, der Großteil der Veganer*innen ist bestens über seinen bzw. ihren Gesundheitszustand informiert, isst bewusst und weiß somit auch am besten, was der eigene Körper benötigt. Ausnahmen gibt es immer. Wie auch immer, wichtig ist gegenseitige Akzeptanz und Toleranz. Dein Gegenüber ist wahrscheinlich aus unterschiedlichsten Gründen einfach noch nicht bereit für dein Thema und das ist okay. Schließlich ging es dir vielleicht mal ganz genauso? Vor nicht langer Zeit konnte ich mir auch noch gar nicht vorstellen, keinen Käse mehr zu essen. Dennoch sollte dein Gegenüber dein Essverhalten tolerieren und sich nicht in deinem Beisein oder noch schlimmer, in deiner Abwesenheit, darüber lustig machen. Das sind meine Gedanken dazu.
Und tatsächlich gibt es ja dann auch noch die anderen Freunde. Die, die dich nicht mit ständigen Fragen zu deinem Gesundheitszustand nerven und in regelmäßigen Abständen überprüfen wollen, ob du ausreichend Nährstoffe zu dir nimmst. Sondern die, mit denen du offen über das Thema diskutieren kannst. Die, die deine Ansichten vielleicht auch nicht immer und vollkommen teilen, aber beispielsweise nachvollziehen können, dass du Tiere einfach so sehr liebst, dass du nicht mehr bereit bist, sie oder ihre Produkte zu essen und ihre Qualen zu unterstützen. Die, die offen zugeben, dass an der Sache was dran ist, aber trotzdem auf Fleisch oder Milchprodukte nicht verzichten können. Die, die sich ernsthaft für deine Ansichten und Gedanken interessieren und mit dir vegane Ersatzprodukte probieren. Die, die also auch verstehen, dass vegan nicht unbedingt Verzicht bedeutet. Die, die jedes Mal wieder mit mir über die gesundheitlichen Aspekte diskutieren wollen, mich nicht verstehen und es aber offen formulieren und trotzdem selbstverständlich vegan kochen, wenn ich zu Besuch komme. – Danke dafür :- )
Das Wichtigste ist (für alle Veganer*innen, oder die, die es noch werden wollen): Bleibt bei euren Werten und Plänen und esst nicht zur Liebe anderer Dinge, die ihr eigentlich nicht mit euch vereinbaren könnt. Ich habe das auch schon hinter mir und es macht nicht besonders glücklich.
So, nun wisst ihr ein bisschen über mich und meinen Weg zum Veganismus. Wie es weiter geht, wird sich zeigen. Mir ist bewusst, dass dies ein sehr einseitiger Beitrag ist. Jedoch beruht er eben auf meinen Ansichten und Werten. Auf meinen Erfahrungen, die ich die letzten Monate sammeln konnte. Vielleicht gibt es unter euch auch ein paar Veganer*innen, die ähnliche Erfahrungen machen/gemacht haben und in den Austausch kommen wollen? Ich würde mich freuen.
Liebe Grüße, Ines
Quellen: Dokumentation „what the health“; https://utopia.de/ratgeber/vegane-ernaehrung-vorteile-moegliche-risiken-und-mythen-im-check/?amp
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