Juist – Tee, Natur und Pferdekutschen

Meine letzte Reise in diesem Jahr hat mich nach Juist verschlagen. Ich wollte Ruhe, ich wollte Entspannung und Zeit für mich. Und genau das habe ich auch bekommen. Gerade noch rechtzeitig, denn einen Tag nach meiner Rückreise begann der November Lockdown. Ich bin sehr dankbar für diese Reise. Für das Meer und den wunderschönen weiten Strand. Für meine Wanderungen und die beeindruckende Natur. Für diese Ruhe und meine erste kleine Fahrradtour nach etlichen Jahren.

In diesem Beitrag möchte ich euch mit nach Juist nehmen. Ich möchte euch das Besondere dieser Insel vorstellen und natürlich auch ein paar Tipps für Ausflüge, Wanderungen und Einkehrmöglichkeiten geben.

Juist – nachhaltig Urlaub machen

Das Besondere an dieser Insel ist auf jeden Fall, dass sie autofrei ist. Hier gibt es keinen Verkehrslärm. Keine rasenden oder hupenden Autos. Hier gibt es Spaziergänger, ganz viele Fahrradfahrer (und, extra Fahrradparkplätze!) und Pferdekutschen. Die Pferdekutschen dienen als Taxis (was sehr teuer ist!) und für die Bewältigung des Alltags. Beispielsweise wird mit Pferdekutschen der Müll abgeholt. Übrigens wird der Müll auf Juist auch getrennt. Als ich in meine Unterkunft kam, lag dort sogar ein extra Zettel bereit, auf dem noch mal aufgezeigt war, welcher Abfall in welchen Behälter kommt. Auf Juist lässt es sich also auch ein bisschen nachhaltig Urlaub machen. Übrigens habe ich an dem weiten Juister Strand kaum Müll entdeckt, was mich auch sehr beeindruckt hat. Auf jeden Fall ist Juist schon aus diesen Gründen eine Reise wert. Und wenn man in seiner Unterkunft sitzt und statt lauten Autos Pferdehufen über den Asphalt laufen hört, dann weiß man, dass man genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.

Eine Pferdekutsche

Der Juister Strand

Der weite Juister Strand ist definitiv mein absolutes Highlight auf dieser Insel. Ich bin am Abend im Dunkeln auf Juist angekommen. Am nächsten Morgen, als die Sonne gerade aufgegangen war, wurde ich wach und entschied mich spontan einfach direkt zum Meer zu gehen. Ich zog mich an, ging los und war überwältigt von dem ersten Blick auf den weiten Strand und das Meer. Es war so wunderschön. Dazu das Sonnenlicht, was diesen ersten Eindruck noch perfekter machte. Ich spazierte ein bisschen am Strand, machte ganz viele Fotos, beobachtete Möwen und war einfach nur glücklich über dieses Geschenk.

Ich war dann jeden Tag am Meer (doch tatsächlich konnte nichts mehr diesen ersten Eindruck übertreffen). Diese Natur ist so beeindruckend! Und das Wetter lässt sie jedes Mal anders wirken. Es folgen ein paar Eindrücke.

Der erste Eindruck vom Juister Strand und Meer
Der wunderschöne Strand
In den Dünen
Strandkörbe – kann man auch im Spätherbst mieten
Möwen am Strand
Möwen am Strand

Die Insel und ihre Natur erleben und kennenlernen

Wattführung mit Heino

Es gibt eine Aktivität auf Juist, bei der du die Natur quasi hautnah erlebst und gleichzeitig eine Menge über sie lernen kannst – die Wattführung mit Heino. Eine Arbeitskollegin war davon sehr begeistert und so stand dies auch auf meiner Liste. Leider fand sie in meinem Zeitraum nicht mehr statt, weil sich zu wenig Leute angemeldet haben.

Heino ist auf Juist aufgewachsen und kennt die Natur besser wie kein zweiter. Bei der Wattführung erfahrt ihr beispielsweise eine Menge über die Lebewesen im Watt, über Muscheln und auch über die braunen Kackhaufen, wie ich sie früher immer genannt habe, die übrigens tatsächlich die Ausscheidungen vom Sandpierwurm sind. Woher ich das weiß? Heino hat mir den Otto – Leege – Pfad empfohlen. Das ist ein kleiner Wanderweg mit Infotafeln rund um Juist und die Natur. Er sagte mir, wenn ich alle Infotafeln lese, bin ich quasi genauso schlau wie nach seiner Wattführung.

Der Otto – Leege – Pfad

Der Otto – Leege – Pfad ist also eine Mischung aus Wandern und Wissen. Schöne Wegabschnitte mit vielen Infotafeln. Es geht um die fünf Juister Elemente (Sand, Wasser, Salz, Luft, Licht). Um die Entstehung der Insel. Um die Lebewesen im Watt und um die Pflanzenwelt. Um Ebbe und Flut und natürlich um Otto Leege und vieles mehr. Der Einstieg in den Otto – Leege – Pfad befindet sich östlich vom Zentrum, gut zu Fuß erreichbar und tatsächlich nur wenige Hundert Meter von meiner Ferienwohnung. Der Weg ist gut beschildert. Nur zu Anfang habe ich mich einmal kurz verlaufen, was aber eher an meiner Unachtsamkeit lag. ;- )

Otto-Leege-Pfad
Die fünf Juister Elemente
Ein Tor auf dem Otto-Leege-Pfad

Ich habe am ersten Morgen am Strand einen lustigen kleinen Vogel mit schwarzem Schnabel entdeckt, der ganz schnell an der Wasserlinie herum gelaufen ist. Auf dem Otto – Leege – Pfad habe ich dann herausgefunden, dass es der sogenannte „Sanderling“ ist. Er zieht aus der Arktis und Grönland an den Küsten entlang bis in den Süden Afrikas. Ich habe ihn (und später auch noch einige mehr von seiner Sorte), wohl also gerade während seiner Rast auf Juist beobachten können.

Sanderlinge am Strand

Küstenmuseum Juist

Ins Küstenmuseum Juist hat es mich an einem verregneten Tag verschlagen, obwohl ich absolut kein Museumsmensch bin. Der Eintritt hat mich 3€ gekostet (Stand 10/2020). Das Museum befindet sich in Loog, westlich des Juister Zentrums. Ich bin hierher gelaufen, was aber insgesamt schon sehr anstrengend war. Allgemein ist das Spazieren und Wandern auf Juist doppelt so anstrengend wie „normal“. Dies liegt wohl an dem starken Wind und wahrscheinlich auch an der guten Luft, und wenn man dann noch am Strand über den Sand spaziert, ist es natürlich doppelt anstrengend.

Im Küstenmuseum Juist erfahrt ihr ebenfalls eine Menge über die Insel. Früher ist hier sogar mal eine Straßenbahn gefahren. Ansonsten findet ihr hier alles über die unterschiedlichsten Muscheln. Ebbe und Flut wird detailliert erklärt und es sind alte Schiffsteile ausgestellt. Es geht beispielsweise auch um die Ölverschmutzung des Meeres und es wird dargestellt, wie der Hammersee – ein Süßwassersee auf Juist – entstanden ist. Museumsbegeisterten kann das Küstenmuseum Juist sicher einen Regentag versüßen.

Das Küstenmuseum Juist

Wanderung an den östlichsten Punkt von Juist

Ich wollte unbedingt an den östlichsten Punkt von Juist in das Naturschutzgebiet. Dort hin, wo die Insel zu Ende ist und das weite Meer vor einem liegt. Und um es vorweg zunehmen: Ich habe es geschafft! Allerdings mit sehr viel Anstrengung (wie gesagt es ist superanstrengend hier zu wandern) und drückender Blase. Der Hunger kam erst später dazu. ;- )

Ich bin an einem wechselhaften Tag ausgestattet mit etwas Verpflegung (leider zu wenig!), Regenponcho und warmer Mütze in Richtung Osten gestartet – am Strand entlang. Ich dachte, man könne so lange am Strand entlang laufen, bis man am östlichsten Punkt der Insel angekommen ist. Man kann auch sehr lange am Strand laufen (was die Anstrengung natürlich verstärkt), bis man zur Markierung des Naturschutzgebietes kommt. Ich hätte hier auch noch weiter laufen können. Vom 01.04. bis 31.07. ist die Strecke allerdings zum Schutz der Brutvögel gesperrt. Ich bin dann der Markierung durch die Dünen bis zum östlichsten Punkt der Insel gefolgt. Die Strecke war kürzer als am Strand entlang und es war auch mal wieder etwas grüne Abwechslung. Ich stand also wirklich am östlichsten Punkt der Insel. Mit Blick auf das weite Meer und Norderney. Ich konnte hier Vögel beobachten und Muscheln sammeln, denn es werden dort sehr viele angespült. (Ich habe dort auch die Muscheln für das Adventsgesteck gefunden.)

Auf dem Weg durch das Naturschutzgebiet
Am östlichsten Punkt von Juist
Am östlichsten Punkt von Juist

Es ging dann denselben Weg wieder ein Stück zurück bis zur Weggabelung, wo auch eine Wandertafel steht. Von hier bin ich dann weiter durch das Naturschutzgebiet Richtung Flugplatz gelaufen. Auf diesem Wegabschnitt gab es auch noch ein paar Infotafeln und eine Aussichtsplattform mit Schutzhütte. Ich bin hier genau zum richtigen Zeitpunkt angekommen, als es plötzlich anfing, wie aus Eimern zu schütten. Ich habe dort dann eine Pause mit wunderschöner Aussicht eingelegt. Als der Regen nach kurzer Zeit vorüber war, ging es weiter. Der Wegabschnitt durch das Naturschutzgebiet war wirklich schön. Zwischendurch blieb ich stehen, habe die Augen geschlossen und einfach nur den Moment genossen.

Aussichtsplattform mit wunderschönem Blick

Vom Flugplatz Juist ging es dann über einen asphaltierten Weg zurück zur Ferienwohnung. Dieser Wegabschnitt hat sich noch sehr gezogen. Zu diesem Zeitpunkt war ich auch schon am Ende meiner Kräfte und meine Blase stand gefühlt kurz vorm Platzen. Der Hunger wurde auch immer größer und ich war unendlich froh, als ich dann endlich nach 4,5 Stunden unter der heißen Dusche stand! Es war wirklich eine schöne Wanderung, aber ich empfehle ausreichend Verpflegung mitzunehmen und ein Fahrrad zu mieten. Ihr könnt das Rad beispielsweise am Flugplatz parken und dann meine Route entgegengesetzt bis zum östlichsten Punkt der Insel laufen. Der Rückweg wäre dann natürlich der Gleiche, aber ihr könnt euch sicher besser auf die Natur einlassen, ohne ständige Wehwehchen.

Wanderung über den Hammersee bis zum westlichsten Punkt von Juist

So wie ich zum östlichsten Punkt wollte, wollte ich auch zum westlichsten Punkt von Juist. Aber natürlich habe ich aus der letzten Wanderung gelernt. Ich wusste, ich würde es nicht schaffen, den ganzen Weg hin und zurückzulaufen. Darum habe ich meinen ganzen Mut zusammen genommen und mir tatsächlich ein Fahrrad gemietet. Ich muss dazu sagen: Ich hasse Fahrrad fahren, habe es erst mit sieben Jahren gelernt und bin das letzte Mal als Kind gefahren! Aber ich habe es geschafft – mit Helm. ;- ) Und weil ich nur einen Laden gefunden habe, der Helme mit verleiht, ist es ein E – Bike geworden. Ich war schon sehr aufgeregt, aber es ist alles gut gegangen. Da auf Juist keine Autos fahren, war dies sicherlich der perfekte Ort, um mich mal wieder aufs Rad zu trauen. Das reicht jetzt aber auch erst mal für die nächsten Jahre! ;- )

Ich bin dann von der Fahrradvermietung nahe dem Hafen in Richtung Westen gestartet und habe am Fahrradparkplatz vor dem Hammersee das Rad abgestellt. Dann habe ich den linken, beschilderten Weg genommen und bin durch einen wunderschönen Wald bis zur Aussichtsdüne Hammersee gewandert. Es hat mir sehr gefallen, mal wieder im Wald zu sein. Es war eine gelungene Abwechslung zum Meer und Strand der letzten Tage. Dann ging es weiter bis zur Aussichtsdüne am Wärterhaus. Das Wärterhaus ist eigentlich auch begehbar, war aber aufgrund der Corona Situation geschlossen. Unterwegs sind immer wieder Pfeile zur Orientierung, sodass man sich eigentlich nicht verlaufen kann. Es ging dann weiter bis zum Restaurant Domäne Bill. Ein Restaurant irgendwo im Nirgendwo. Ich bin dort auch eingekehrt an meinem letzten Tag auf Juist und auch unmittelbar vor dem nächsten Lockdown. Ich kann die Gaststätte sehr empfehlen. Das Ambiente ist sehr schön und sie haben sogar vegane Speisen. Ich habe nichts gegessen, aber es sah alles sehr gut aus und auch die Corona Richtlinien wurden sehr genau eingehalten.

Der zauberhafte Wald auf Juist
Der zauberhafte Wald auf Juist
Domäne Bill

Nach der kleinen Pause bin ich weiter zum Billriff gewandert, ebenfalls ein Naturschutzgebiet. Außerdem gibt es dort einen Fahrradparkplatz. Wer sich also den ersten Teil ersparen möchte, kann auch dort sein Rad abstellen. Das Billriff ist ein magischer Ort und der westlichste Punkt der Insel. Der weite Strand dort ist traumhaft schön und dann kam zum richtigen Moment auch noch die Sonne heraus. Ich bin dann über den Strand zurück zur Aussichtsdüne Hammersee gelaufen und habe dort mit wundervollem Blick auf See und Meer noch eine kleine Rast gemacht. An dieser Stelle war ich wieder sehr kaputt und freute mich sehr, dass nicht weit das Fahrrad auf mich wartete. Ich bin dann links um den See zurück zum Fahrradparkplatz gelaufen. Auch diese Wanderung war wirklich schön und um einiges entspannter mit dem Rad. Mir haben vor allem die Wegabschnitte durch den Wald gefallen. Der Wald auf Juist hat schon etwas Magisches. Alles sieht etwas anders aus, als man es kennt. Die Bäume sind nicht hoch und in ihrer Form geprägt von dem ständigen Wind. Es hat etwas Zauberhaftes hier zu wandern.

Am westlichsten Punkt von Juist
Am westlichsten Punkt von Juist

Lütje Teehuus

Meine letzte Empfehlung ist das Lütje Teehaus. Hier habe ich meinen letzten Abend auf der Insel ausklingen lassen. Ich habe dort veganes Curry mit Reis gegessen. Es war wirklich lecker. Es gab noch ein bis zwei andere vegane Speisen auf der Karte. Das Highlight dort war aber natürlich der Tee. Ich hätte es mir selbst nicht verziehen, wenn ich nicht einmal auf dieser ostfriesischen Insel im Teehaus gewesen wäre. Der Früchtetee (rote Grütze) war sehr lecker und total süß im Kännchen mit Stövchen angerichtet. Die Atmosphäre im Teehaus ist sehr gemütlich mit vielen kleinen Details. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.

Lütje Teehuus

Ich hoffe, dass euch die kleine Reise nach Juist gefallen hat und vielleicht wird daraus eine richtige Reise im neuen Jahr, wenn es für uns alle hoffentlich bald wieder bergauf geht?! Hier noch ein paar Infos …

Noch ein paar Infos:

Beste ReisezeitFür mich war der Herbst die perfekte Reisezeit - Ruhe! Wie immer ist dies aber von den persönlichen Erwartungen und Zielen vor Ort abhängig. Ein Badeurlaub ist natürlich im Sommer geeigneter. Und wie immer empfehle ich die Nebensaison!
ReisedauerFür mich war eine Woche (5 Tage auf der Insel) genau richtig. Ich hatte Zeit zum Runterfahren und Entspannen, aber auch zum Entdecken und Wandern.
An- und Abreise und Unterwegs auf der InselIch konnte von Düsseldorf HBF bis Norddeich Mole mit dem Zug durchfahren. In Norddeich Mole geht es dann nach Verlassen des kleinen Bahnhofes direkt auf die Fähre. Ich habe alles über die Deutsche Bahn gebucht. Das war sehr einfach und hat alles super geklappt, Anreise wie auch die Abreise. Ich würde beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder die Bahn wählen. Natürlich könnt ihr auch bis Norddeich Mole mit dem Auto fahren. Die Parkgebühren dort sollen aber sehr hoch sein. Auf der Insel seid ihr dann zu Fuß unterwegs, könnt euch Fahrräder leihen oder von Pferden ziehen lassen. ;- )
UnterkünfteIch habe mir über die offizielle Internetseite von Juist (juist.de) eine kleine Ferienwohnung gemietet. Ihr könnt natürlich auch Hotels, Pensionen oder Ferienhäuser mieten. Aber Achtung: Die Unterkünfte sind nicht gerade günstig! Auch deshalb lieber die Nebensaison wählen.
SonstigesEs war durch den starken Wind schon sehr kalt Ende Oktober auf der Insel. Stellt euch am besten auf jedes Wetter ein (vor allem in den kühleren Monaten). Regenjacke ist sowieso Pflicht! ;- )
In CoronazeitenDa ich mich viel in der Natur aufgehalten habe, gab es wenige Einschränkungen. Natürlich müsst ihr in den öffentlichen Gebäuden und beim Einkaufen Maske tragen und Abstand halten. Da ich noch vor dem November Lockdown auf Juist war, hatten Museum und Restaurants mit Hygienekonzept geöffnet. Aktuell ist ja leider alles dicht, doch es kommen bestimmt bald wieder bessere Zeiten. ;- )

Liebe Grüße, Ines

Über ein Feedback in Form eines Kommentares oder einer Nachricht freue ich mich sehr. Für mehr Inspirationen rund ums Reisen, Wandern, Nachhaltigkeit, Veganismus und Kreativität folgt mir auf Instagram unter @inesananas.

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