Ein Jahr ohne Haarshampoo: No Poo – Water only

Unsere Haare sind unser Aushängeschild. Sie machen einen großen Teil unseres Erscheinungsbildes aus. Wir frisieren, stylen und verändern sie so, wie es uns gefällt, wie wir uns wohlfühlen und wie wir auf andere wirken möchten. Doch wie und womit waschen wir unsere Haare? In den Drogeriemärkten gibt es unzählig verschiedene Haarshampoos mit den unterschiedlichsten Düften und für jeden Haartyp ist etwas dabei. Doch was steckt wirklich drin, in den Haarshampoos? Silikone, Tenside, Mikroplastik. Damit und vielen weiteren Inhaltsstoffen „pflegen“ wir unser Aushängeschild und unser Grundwasser. Ich wollte das nicht mehr – aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen. Vor genau einem Jahr bin ich dann auf die No Poo – Water only – Methode gestoßen. Einige Artikel und Youtubevideos später war mir klar, dass ich es auch probieren wollte – meine Haare nur noch mit Wasser waschen, ohne Shampoo.

Warum No Poo – Water only?

„Shampoos bestehen in erster Linie aus einer Mischung von Wasser und chemischen Tensiden. Hierbei handelt es sich um waschaktive Substanzen, die Schmutz- und Fettablagerungen im Haar lösen. Hinzu kommen eine ganze Reihe weiterer chemischer Inhaltsstoffe, die dazu beitragen, dass das Shampoo angenehm duftet, eine ansprechende Farbe und eine gute Konsistenz aufweist, das Haar leicht frisierbar macht, einen natürlichen Haarglanz zaubert und dem Shampoo eine möglichst lange Haltbarkeit beschert.“ 

Die No Poo Anfangszeit

Ich startete mein No Poo – Experiment damit, meine Haare ca. zwei Wochen (ich glaube, es waren 9 Tage) nicht mehr zu waschen. In dieser Zeit können sich die Haare von dem täglichen Shampoo und den damit verbundenen Inhaltsstoffen erholen, d. h. ausfetten. Das klingt ekelig und ja, das ist es auch. Ich empfehle mit No Poo zu einer Zeit zu beginnen, in welcher euer äußeres Erscheinungsbild keine so wichtige Rolle spielt bzw. es euch möglich ist, mit Mütze etc. den Alltag zu bewältigen. Neben womöglich stark fettendem Haar kann es ebenfalls passieren, dass sich schuppenähnliche Partikel bilden. Dies sind quasi die Silikone aus den jahrelang verwendeten Haarshampoos, die für gewöhnlich das Haar ummantelt haben und nun abfallen. Ich konnte diese Beobachtung bei meinen Haaren nicht feststellen. Jedoch habe ich vor der Umstellung meine Haare auch schon länger mit natürlicher Seife gewaschen bzw. kann es auch sein, dass meine Ausfettungszeit zu kurz war?!

Im Anschluss an die ca. zweiwöchige Ausfettungsphase, habe ich begonnen meine Haare nur noch mit Wasser zu waschen. Dies mache ich, indem ich warmes Wasser über meinen Kopf laufen lasse und gleichzeitig mit den Fingern die Kopfhaut überall massiere – so wie beim Auftragen eines normalen Shampoos. Dies ist viel zeitaufwendiger als mit Haarshampoo, da ich es sehr gründlich mache, um keine Stellen zu vergessen und auch alles wirklich sauber zu bekommen. In der ersten Zeit, ca. den ersten drei Monaten, war mein Haar gefühlt dauerhaft fettig. Ich habe mich nicht sehr wohl mit der neuen Methode gefühlt und war auch einmal kurz davor es abzubrechen. Ich habe das Glück, dass meine Haare nicht schnell fettig aussehen und so habe ich die Anfangsphase überstanden. Es ist normal, dass eure Haare einen gewissen Zeitraum benötigen, bis sie sich an das natürliche Haarewaschen gewöhnen und von den chemischen Shampoos entwöhnen. Durch die chemischen Haarshampoos wird die natürliche Haartalgproduktion verhindert bzw. gestört. Diese muss sich nun erst einmal normalisieren. Der Zeitraum ist bei jedem unterschiedlich lang. Es kann sich nur um einige Wochen handeln oder bis zu mehreren Monaten dauern. In jeden Fall: Durchhalten lohnt sich!

Das Bürsten

Das Bürsten der Haare ist bei der No Poo – Water only – Methode sehr wichtig. Durch das Haare bürsten wird der natürliche Haartalg, vom Ansatz über die Längen bis in die Haarspitzen verteilt. Der Haartalg fungiert als natürlicher Haarschutz (- nun anstelle von Silikonen). Er bringt das Haar zum Glänzen und schützt es vor dem Austrocknen. Ihr solltet eure Haare gründlich vom Ansatz bis in die Spitzen bürsten. Täglich 100 Bürstenstriche – so die Faustregel. Nach dem gründlichen Bürsten meiner Haare kann ich einen beeindruckenden Vorher – Nachher – Effekt beobachten. Denn dadurch, dass ich alleine den Haartalg ordentlich über das ganze Haar verteile (und dies klingt im ersten Moment sicher erst einmal gewöhnungsbedürftig), wird mein Haar tatsächlich sauberer und fettfreier, sodass es sich wieder weicher und viel weniger wachsig anfühlt. 

Hierbei spielt auch die richtige Bürste eine entscheidende Rolle. Bei meinen Recherchen bin ich am häufigsten auf die Empfehlung zu Wildschweinborsten gestoßen. Eine Wildschweinborstenbürste verteilt den Talg zuverlässig und ist gleichzeitig schonend zu Kopfhaut und Haar. Eine vegane Alternative ist beispielsweise eine Sisalbürste. Ich habe beide Varianten noch nicht getestet, da ich meine Bürste erst einmal zu Ende benutzen möchte. Wichtig ist auch, dass ihr eure Bürste sauber haltet. Ich entferne nach jeder Anwendung die Haare aus der Bürste und wasche sie mit Wasser aus, da sich dort Talg und Schmutz absetzen. Je nach Bürstenart sollte man aber nicht zu häufig Wasser zum Saubermachen verwenden (z.B. bei Holzbürsten). 

Das Roggenmehlshampoo

Neben der Water only – Methode, habe ich ebenfalls hin und wieder vom Roggenmehlshampoo gehört bzw. gelesen. Ich wasche nun alle ein bis zwei Wochen einmal meine Haare mit Roggenmehl. Dies tue ich dann, wenn sich meine Haare wieder sehr fettig bzw. wachsig anfühlen  und ich mich damit unwohl fühle, bzw. glaube, meine Haare nur mit Wasser nicht mehr ausreichend fettfrei zu bekommen. Das Roggenmehl funktioniert bei meinen Haaren wie ein herkömmliches  Haarshampoo, nur das es natürlich und umweltschonend ist. Nach der Wäsche fühlen sich meine Haare weich, sauber und gepflegt an und ich muss sie erst nach ca. 3-5 Tagen erneut waschen. Das Roggenmehlshampoo ist ebenfalls eine gute Methode, um langsam von handelsüblichen Shampoos auf Water only umzustellen.

Zur Anwendung mische 3-4 Esslöffel Roggenmehl – bei mittellangem Haar – mit warmen Wasser an, z.B. in einem alten Einmachglas. Gebt das Wasser nach und nach hinzu und nur so lange, bis eine shampooähnliche Konsistenz entsteht, die man im Anschluss gut auf dem nassen Haar verteilen kann. Ich mische das Roggenmehlshampoo immer fünf bis zehn Minuten vor der Haarwäsche an, sodass es noch ziehen und die Vitamine (z.B. E und B Vitamine) und Proteine sich entfalten können. Je länger das Shampoo zieht, desto mehr Nährstoffe werden freigesetzt. Jedoch verringert sich dann auch der Stärkeanteil, sodass das Shampoo seine reinigende Wirkung vermindert. Hier müsst ihr also entscheiden, was euch wichtiger ist, die reinigende Wirkung (Shampoo bis zu zehn Minuten ziehen lassen) oder wertvolle Nährstoffe, die das Haar zusätzlich pflegen (Shampoo länger als zehn Minuten ziehen lassen). Dann massiere ich das Shampoo in das Haar, vom Ansatz bis in die Spitzen. Nach kurzer Einwirkung wird alles gründlich wieder ausgespült. Wichtig: Ihr solltet ausschließlich nur Roggenvollkornmehl verwenden. Andere Getreidesorten, wie beispielsweise Weizen oder Dinkel, haben einen hohen Glutenanteil und werden dadurch klebrig, sodass sie aus dem Haar nicht mehr auswaschbar wären.

Mein Fazit nach einem Jahr No Poo – Water only

Ich habe mich an die No Poo – Water only – Methode (und das Roggenmehlshampoo) gewöhnt und es ist zu meinem Alltag geworden. Auch mit meinem Haarfeeling komme ich nun gut zurecht. Für mich persönlich sehe ich einen klaren Vorteil in dieser Methode, da ich mein Haar so natürlich und auch sehr kostengünstig pflege. Außerdem vermeide ich Plastik. Ein Nachteil ist eindeutig, dass die Haarwäsche nun viel länger dauert und auch viel mehr Wasser benötigt wird. Dies gleicht sich jedoch wieder damit aus, dass ich aktuell meine Haare nur ein bis zweimal die Woche waschen muss. Ich kann natürlich nicht sagen, dass die No Poo – Water only – Methode für jeden das Richtige ist. Für mich ist es aktuell gut und ich kann nur empfehlen es einmal auszuprobieren und auch in der Anfangsphase, die möglicherweise auch mehrere Monate dauert, nicht zu schnell aufzugeben. Und falls es mit No Poo nicht klappt, ist vielleicht das Roggenmehlshampoo das Richtige für dich?!

Was denkt Ihr über die No Poo – Water only – Methode? „Geht gar nicht“ oder „Klingt interessant“? 

Liebe Grüße, Ines

 

 

 

Quellen:

unbezahlte und unbeauftragte Werbung

 

 

 

3 Gedanken zu „Ein Jahr ohne Haarshampoo: No Poo – Water only

  1. Ich fand das Haargefühl und die Optik nach normaler Shampoonutzung immer furchtbar. Ich hab sehr feines und recht kurzes Haar, fettfrei fliegen die in alle Richtungen und haben gar keinen Halt. Deswegen habe ich nach dem Waschen etwas Öl in die Haare gegeben, so selten wie möglich gewaschen und täglich mit ’nur Wasser‘ überbrückt. Jetzt benutze ich seid ca 3-4 Wochen nur noch Wasser zum waschen und bürste seid ein paar Tagen auch ordentlich (musste mir erst eine kaufen, hatte nur einen alten plastik Kamm – Pixie halt).

    Meine Haare haben in der ganzen Zeit nie fettig ausgesehen und tun es auch jetzt nicht. Sie sind super weich und liegen locker, sind aber griffiger geworden was ich sehr gut finde. Im Moment wasche ich täglich mit Wasser und mache ca. 1x die Woche eine Saure Rinse mit Apfelessig. Ich wasche die Haare aber auch nicht ewig lange aus sondern vlt 2 min am Tag am Waschbecken. Die Temperatur mach ich abhängig vom Fettigkeitsgrad, aufwändiger als vorher ist es nicht.

    Denn Sinn von erstmal 2 Wochen gar nicht waschen sehe ich nicht. Ich hab keine Schuppen, keine juckende Kopfhaut und muss mich weder verstecken noch schämen. Die Haare kurz und oft zu waschen, bringt mir täglich anständige Haare, mit denen ich jederzeit vor die Tür kann. Es wird auf lange Sicht die Restchemie aus den Haaren gewaschen, die Talgproduktion passt sich an und irgendwann wasch ich vlt nur noch alle 2-3 Tage. Bis dahin lebe ich Shampoofrei und fühle mich gut dabei, und darum geht es doch.

    1. Hey Treju, danke für deinen positiven Erfahrungsbericht! Freut mich sehr, dass es bei dir so gut funktioniert. Sicher kannst du auch andere Leser mit deinen Erfahrungen inspirieren. Vielen Dank! Liebe Grüße, Ines

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